Reiseberichte


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AUF DEM WEG ZUR ARCHE NOAH

Schon bei der Taxifahrt zum Flughafen um 4 Uhr früh werden wir auf unser erstes Ziel eingestimmt, denn der Fahrer stammt zufällig aus Ostanatolien und gibt uns gleich eine ausgezeichnete Einführung in die Geschichte und Kultur seiner Heimat. Beladen mit zwei prallen Rucksäcken und erwartungsvoller Neugierde rollen wir also Mitte Juli auf der Landebahn in der TÜRKEI in der Hauptstadt Istanbul aus, fliegen jedoch gleich nach Van weiter.

Alte gesellige Traditionen werden hier zwischen dem Flair einer modernen Großstadt bewahrt. Marktbuden und kleine Läden wechseln mit einladenden Geschäften, die mit schicken Klamotten junge Käufer anlocken, es gibt nur mehr wenige Frauen, die mit Kopftuch oder schwarzer Bekleidung vorlieb nehmen.
Leider sind noch immer die Auswirkungen des schweren Erdbebens vom Vorjahr zu erkennen: Aufgerissene Straßenteile, grotesk zerfallene Häuser, kleine Zelt- und Containersiedlungen. Dabei hatten die Menschen damals Glück, denn die Katastrophe ereignete sich an einem Sonntag, und da befanden sich die meisten Leute bei Verwandten außerhalb der bebenden Stadt.

Von der belebten und lärmenden Hauptstraße zweigen wir bald in Nebengassen ab und finden dort idyllische Beschaulichkeit bei an kleinen runden Tischchen hockenden und Tee schlürfenden Kurden. Köstlicher Duft von orientalischen Gewürzen und frisch gebackenem Fladenbrot umschmeichelt unsere Nasen.
Gestärkt mit einem Frühstück aus Schafkäse, Oliven und Ayran, einem Joghurt-Getränk, sind wir am nächsten Morgen bereit, den alten Burgen in der Umgebung unsere Aufmerksamkeit zu widmen. Natürlich lassen wir uns auch mit einer Fähre auf die winzige, mediterrane Insel Akdamar übersetzen, um das prachtvolle, armenische Kirchlein aus dem 10.Jh. zu besuchen.

Eigentlich wollten wir ja alleine den 3600 m hohen Berg Artos erwandern, aber angesichts der PKK und dauernden Militärpräsenz wird uns dringend davon abgeraten. Also führt uns ein Einheimischer über die Kämme der schroffen Furchen des Gebirgszuges. Wie Farbtupfen nehmen sich die unterschiedlichsten Blumen in Weiß und Violett aus, dazwischen blitzen roter Mohn, blaue Kornblumen und stolz empor ragende gelbe Königskerzen hervor – ein bezaubernder Anblick!
Unseren Aufenthalt beschließen wir mit einem geruhsamen Wellenbad im samtig, weichen Van See, der größte in der Türkei, angeblich enthält er 13 Prozent Soda. Für Frauen gibt es eigens einen mit blauen Plastikplanen abgedeckten Schwimmbereich.

Gespannt warten wir nun anderntags auf die Teilnehmer unseres Expeditionsteams, mit denen wir zusammen nach Dogubeyazit aufbrechen. Schon von unserem Hotelzimmer aus können wir die glitzernde Schneespitze des Vulkans Ararat ausnehmen.
Steile Kehren führen auf holpriger Forststraße mit riesigen Löchern und Rillen, entlang einfacher Gehöfte aus Lehm und Stein, aufwärts, danach wandern wir durch karges, von Disteln durchzogenes Gelände weiter, treffen immer wieder auf Zeltplätze von Hirten mit ihren Herden und auf Kinder, die Schmuck verkaufen und um Schokolade betteln.
Nach einer Nacht auf 3340 m Höhe klettern wir zwischen Fels und Schollen zum Hochlager auf 4160 m. Der Blick ins Tal lässt im Spiel von Licht und Schatten die Umrisse eines Schiffes erahnen. Sind wir der biblischen Arche Noah auf der Spur?
Doch jetzt geht’s wieder abwärts, die Tour war nur als Akklimatisations-Gang gedacht. Geheimnisvoll funkeln abends die Sterne am Himmel und der Halbmond spiegelt sich in den Schnee bedeckten Anhöhen des feurigen Berges. Morgen soll‘s endgültig losgehen!
Leider können nicht alle den Gipfelsieg auf 5137 m feiern, denn Sylvia tummelt sich verzweifelt hinter kaum vorhandenen verschwiegenen Felsen, als Trost bringt Geri jedoch einen Stein von ganz oben mit.



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