Reiseberichte


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MIT DER EISENBAHN ZUM AFFENTANZ

Über Addis Abeba gelangen wir nach GABUN, in die Hauptstadt Libreville. Viel zu früh treffen wir anderntags beim Bahnhof Owendo ein und schlendern noch ein bisschen herum, hinter einer Böschung dröhnt laute Musik, darauf steuern wir zu. Unter einem riesigen Wellblechdach sind Plastikstühle und Tische aufgestellt, manche biegen sich unter der Last leerer Bierflaschen. An der Wand reihen sich hinter vergitterten Räumen die Bars. Wir nehmen Platz und schlürfen Limos, beobachten das Geschehen um uns, Afrika wie wir es kennen.
Rauch von gegrilltem Fleisch streift um unsere Nasen, unterbrochen vom Gestank verwesender Fische, dazwischen trudeln in typisch farbenfrohen Stoffen eingekleidete üppige Duftwolken herein, Kinder vor sich herschiebend, die Mädchen allesamt mit bunten Perlen um die schwarzen Zöpfchen. Die Kleinsten sind angesichts der ohrenbetäubenden Musikboxen bald resigniert eingenickt. Händler, mit Waren aller Art um den Körper geschlungen, mischen sich dazwischen, sogar Bücher werden angeboten.

Man begegnet uns freundlich, aber reserviert, Fotos werden hingenommen.
Bald dürfen wir nach einigen Kontrollen in den Waggon einsteigen. Alles wirkt piekfein und neu, deutsches Fabrikat. Pünktlich gegen 19 Uhr rattert der Zug los. Als wir schon dösen, tauchen zwei Burschen auf, die Sandwiches feilbieten. Jetzt wird auch die Dame vor uns munter und schenkt reihum Rotwein ein.
Die Nacht verläuft nicht wirklich erholsam, obwohl die Sitze recht bequem sind. Mit nur einer Stunde Verspätung erreichen wir in der Früh den Ort Moanda, schon nahe der Grenze zur Republik Kongo.

Unser Ziel ist das Hotel L‘Impala in Bakoumba, etwa eine Autostunde entfernt. Ein Taxi bringt uns in die Stadt, dort steht zwar schon ein Kleinbus bereit, aber vom Abfahren ist noch lang keine Rede! 18 Plätze müssen besetzt werden, das übliche Spielchen, das kann dauern! Schließlich kommt einer auf die grandiose Idee, wir könnten doch einige Plätze, Kostenpunkt 1,50 €, aufkaufen, das würde die Sache beschleunigen. Natürlich lassen wir uns auf den Handel ein, jetzt muss nur noch der Fahrer herbeigeschafft werden! Inzwischen eilen noch ein paar Mitreisende herbei, das Fahrgeld wird bereitwillig gleich an uns erstattet, Kinder laden wir ein.
Gut gelaunt zischen wir los, der Fahrer legt ein Höllentempo auf der gut asphaltierten Straße hin. Im Inneren wieder einmal Bombenstimmung! Man könnte meinen, ein gewaltiger Konflikt wäre ausgebrochen, so laut wird durcheinandergeschrien, dabei geht es um Fußball und ähnliche Dinge. Dazwischen wird gealbert und gescherzt, wir mitten drin, und dank Geris Französisch Kenntnissen halten wir locker mit.

Wir passieren mehrere einfache Bretterhütten und breschen durch die Wildnis, zu beiden Seiten dichter Dschungel, bald endet der Asphalt und geht in eine holprige rote und ockergelbe Staubstraße über.
Beim Hotel L‘Impala werden wir abgesetzt, doch zu unserem Schreck ist wegen der Hochzeit des Präfekten alles ausgebucht! Doch es wäre nicht Afrika, wäre da nicht eine Lösung! Ein Rancher vom Nationalpark taucht auf und organisiert ein privates Quartier für uns. Wir treiben auch einen Fahrer auf, der uns zum Nationalpark Lekedi bringt. Die Tropenwald-Nationalparks Gabuns gehören zu den Besten weltweit, über ein Zehntel der Landesfläche wurde für den Naturschutz ausgewiesen, das ist afrikanischer Rekord!

Gleich biegen wir zum Gehege der Schimpansen ab. Schon von Weitem hört man das Gebell und Gekreische, und da ist tatsächlich einiges los! Ein Gerangel und Jagen, die Kleinsten turnen im Affenhäuschen herum. Allesamt sind es verwaiste Tiere, die nach einiger Zeit ausgewildert werden. Vertrauensvoll strecken sie ihre Pfoten durch das Gitter entgegen, am liebsten würden wir zugreifen!
Da naht eine Pflegerin mit Brot und einem Kübel Bananen. Jetzt bricht erst ein Wirbel los! Gierig stürzen sie sich auf die Köstlichkeiten, der Futterneid ist unglaublich, obwohl genug vorhanden ist, scheinbar muss auch eine gewisse Rangfolge eingehalten werden.
Eines der Viecher hat den Ärmel eines Pullovers erbeutet und führt uns nun vor, was man damit alles treiben kann. Erst streift er ihn über den einen Arm, dann über den anderen, dazwischen wird kräftig ausgebeutelt, nun kommen die Füße dran, zuletzt stülpt er ihn auch noch über den Kopf. Wir kugeln uns vor Lachen! Dieses Stadium dürfte auch unser jüngstes Enkelkind im Moment erreicht haben!

Schließlich reißen wir uns los, kurven kreuz und quer, teils auf engen Dschungelwegen, teils durchs Gestrüpp, vorbei an malerischen kleinen Seen, über Bäche, immer wieder stoßen wir auf verbranntes Savannen- und Grasland, dann auf einen einzelnen Rotbüffel, später auf eine ganze Herde.
Nach einer Weile gelangen wir zur fast 400 m langen Hängebrücke, die das Mioula-Tal überspannt, eine rostige Maschendraht-Konstruktion, wenig vertrauensvoll. Charly, brüllt unser Führer, und da hoppelt auch schon ein Schimpanse mit rötlichem Fell an und betrachtet uns neugierig, im Schlepptau noch ein paar kleinere Tiere.
Geri wagt ein Stück über die Schlucht, von da ist die Sicht auf die frei lebenden Schimpansen natürlich besser. Charly hat es sich inzwischen bequem gemacht, streckt sich ausgebreitet auf den Rücken, den Blick immer neugierig auf uns gerichtet, wälzt sich genussvoll von einer Seite auf die andere. Als wir uns verabschieden, trollt auch er sich von dannen. Unterhaltung für ihn zu Ende!

Unser Guide führt ein Peilgerät mit, denn wir sind auf der Suche nach den nur hier ansässigen Mandrill-Affen. Immer wieder steigt er aus und horcht, schließlich wird er fündig und wir biegen zu einer Lichtung ab. Dort ahmt er ihren Laut nach, und tatsächlich rauscht es bald in den Bäumen und die ersten lugen vorsichtig aus dem Gebüsch.
Jetzt kommt die Bestechung in Form eines Sackes mit Bananen ins Spiel! Der wird so nach und nach ausgestreut und lockt die ganze Herde an. Wunderschön sind sie anzusehen, mit ihrer rot-blau-weißen Schnauze und dem flauschig grauen Fell! Würdig stolziert der Gruppenführer in seiner Schar herum, viele Weibchen führen ihr Junges am Bauch angeklammert mit sich. Alle sammeln fleißig die begehrlichen Früchte auf und stopfen sie in ihre Backen. Man könnte mit ihnen spazieren gehen, solange man nur genug Bananen bei sich hat, meint unser Führer.

Über das Verbleiben der Gorillas herrscht Unklarheit. Die einen behaupten, es gibt keine in diesem Park, die anderen meinen, dass sehr wohl welche in den Wäldern hausen. Unser Führer möchte uns einen zeigen, wenn wir Stillschweigen darüber bewahren.
Traurig hockt er in einem Käfig und flüchtet zunächst einmal ins hinterste Eck. Ein imposantes herrliches Tier! Es wurde von einem Weißen an der Kette gehalten und letztlich dem Tierpark übergeben. Man hofft, dass man ihn trotz seines Alters noch auswildern kann. Nach einer Weile traut er sich näher an uns heran, doch obwohl ein Gitter zwischen uns liegt, werden wir angehalten einen Sicherheitsabstand zu
halten.

Jetzt ist es bereits finster und wir brausen zurück ins Dorf, traut flackert der Schein der Lagerfeuer, um das sich die Menschen scharen, nur von den gemauerten Häusern leuchtet das kalte Licht der Neonröhren. Wir lassen uns bei einer Imbissbude absetzen, die sieht aber schon geschlossen aus. Ohnehin steht uns der Sinn nicht nach grinsenden gegrillten Ratten, wie wir sie da schon am Vormittag bemerkt haben. Wir holen uns Verpflegung aus dem Laden nebenan und setzen uns in unserem Quartier müde zu Tisch. Danach wartet noch Arbeit auf uns, denn nur zu bestimmten Zeiten gibt es Wasser, daher füllen wir sämtliche Behältnisse und die Toilettenspülung auf, bevor wir ins Bett rollen.



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